CHARAGMA - das Malzeichen des Tieres - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

10 stoff-Experten rücken aus, um diesen Koffer zu untersuchen. Spielt eine Pfadfindergruppe, wie kürzlich geschehen, unbe- dacht „James Bond“ und versteckt einen etwas verdächtigen Gegenstand in einem öffentlichen Schliessfach, wird das ganze Bahnareal abgesperrt und Terroreinheiten untersu- chen die potenzielle Gefahr. Als ich vor einiger Zeit nach Österreich fuhr und ein günstiges Gästezimmer suchte, fuhr ich drei Mal durch dasselbe Dorf und fragte nur kurz zwei Mal Leute, darunter eine Kinderschar, nach einem Frem- denzimmer. Schon rückte die Polizei aus und forschte nach, ob der Fremde wohl ein Terrorist sein könnte. Angesichts der Bekämpfung jedes auch noch so geringen Ansatzes von potenzieller Ungerechtigkeit scheint ein Genozid in äoni- sche Ferne gerückt zu sein. Noch viel tief greifender sind die neuen Antirassismus-Gesetze. Im gesamten EU-Raum ist das Antidiskriminierungsgesetz eingeführt, sodass selbst jeder Arbeitgeber und seine Angestellten schriftlich unter- zeichnen müssen, dass sie von diesen Gesetzen Kenntnis haben. Es ist heute gesetzlich verboten, in irgendeinem Be- trieb auch nur schon schräge Blicke gegen Andersdenkende, Andersfühlende oder Andersglaubende zu richten, geschweige denn ein böses Wort auszusprechen oder gar eine handgreif- liche Tat zu verüben. Schon jeder blosse Ansatz eines Dis- kriminierungsmerkmals ist ein Straftatbestand. Wie es aus- sieht, werden diese neuen Gesetze in der Praxis zunehmend verschärft. Da darf es also kein unbedachtes Wort mehr beim Arbeiten geben. Sagt einer wie in alten Zeiten zu seinem Nächsten: „Du Nigger“, „Jugo“, „Tschingg“, „A...“, „M...“ oder was auch immer, ist es vorbei mit dem Spass. Verwar- nungen, Bussgelder, Entlassungen bis hin zu Gefängnis dro- hen den Gesetzesübertretern. Wie könnte es also im Zeitalter

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