Lehre mich, Herr! - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

Hörschule Gottes 57 sehen – und wir selbst konnten endlich auch wieder aufatmen und leben. Natürlich dienten wir umso eifriger am Wort, und wenn jemand wirklich schwach war, gaben wir ihm auch jede erdenkliche Hilfestellung. Vor jeder Seelsorge muss jedoch Folgendes abgeklärt sein: „Bist du schon persönlich vor Gott gestanden? Wie lange schon? Was hat Er bereits gesagt?“ Rennen wir mit unseren Fragen und Problemen immer gleich zu Menschen und Seelsorgern, dann erhalten wir meistens nur eine kurzzeitige Hilfe, sozusagen ein Pflästerchen von aussen. Wenn wir aber vor Gott ausharren lernen und der Heilige Geist an unseren Herzen zu wirken beginnt, dann kommt die Belehrung von innen und übertrifft in den meisten Fällen unseren Problemkreis bei weitem, sodass nicht selten mehrere Lebensbereiche mit einem Streich wiederhergestellt werden können. Bezeichnend an der ganzen Sache ist, dass der direkte Rat des Heiligen Geistes nur selten von dem ab- weicht, was auch der erfahrene Seelsorger dem Hilfesuchen- den ans Herz legt. Ein wesentlicher Unterschied liegt aber im Offenbarungsgehalt des Gesagten. Das direkte Reden des Geistes ist eben Produkt und Höhepunkt eines inneren Rin- gens mit Gott und der Wahrheit; das Reden des Seelsorgers dagegen geht diesem inneren Prozess meistens voraus und zerstört dadurch die Offenbarungskraft. Ich will dies mit folgendem Beispiel verdeutlichen: Jemand beobachtete einst den Kampf zweier Schmetterlinge, die sich ihres Kokons entledigten. Nach gewaltiger Anstrengung ge- lang es dem ersten, seine Hülle zu durchbrechen. Nachdem er befreit war, breitete er für eine Weile seine bunten Flügel aus und liess sie austrocknen. Kurz darauf schwang er sich triumphal in die Lüfte und fort war er. Als der Beobachter

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