Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
319 deskampf sich wälzend fast im Takt mit Dany und seinem Geg- ner, keuchend, atemlos. Noch vierzig der stärksten Streiter aus Leopolds Leibgarde waren am Leben. Sie wurden jeder von zwei, drei Schwyzern mit Macht gehindert, ihrem König beizu- stehen. Die anderen, Tod verbreitend bis zum letzten Atemzug, waren Mann für Mann von drei, vier, zum Schluss fünf Schwy- zern umringt und überwältigt worden, enthauptet, zerstückelt, zerfetzt. Welcher Preis für die Freiheit! „Lass ab, ich bin der König!“ Auch Leopold blutete nun aus einer tiefen Wunde im rechten Arm. „Dann erst recht! Dein Tod wird mir Ruhm und Ehre bringen“, schäumte Werner zurück, mit beiden Händen an Leopolds Gur- gel. Er hatte nun die Oberhand, kniete auf dem Rücken des Feindes, drückte die Kehle, stiess des Königs Gesicht in den Schlamm. Leopold wand sich wie ein Aal, versuchte im Todes- kampf seinen Henker zu treten und zu greifen. Doch der Urner drückte die Gurgel, als packte er eine riesige Giftschlange hinter dem Kopf. Er würgte und drückte und liess nicht nach, bis das Aufbäumen zu einem Zittern wurde. Das gestaute Blut summte laut in Leopolds Ohren, ganz so wie sich ein Bienenschwarm aus allernächster Nähe anhört. Ein sol- cher Schwarm war ihm kurz nach dem Abmarsch vom Zeltlager um den Kopf geschwirrt, um sich dann auf seinem Schwert nie- derzulassen. In den letzten Lebensmomenten des Königs spielte sich diese Szene noch einmal vor seinem inneren Auge ab: „Seht, die Bienenkönigin sucht sich einen König. Oh König, zieht nicht nach Sempach! Dies ist ein Zeichen des Himmels, und es bedeutet: ‚Kein Glück für Euch’!“ Pankraz, der Narr, erntete damals nur ein stolzes Schulterzu- cken des Königs. Jetzt waren seine Worte der letzte Gedanke Leopolds. Werner nahm wahr, wie das Zittern unter ihm zu ei- nem Vibrieren wurde und endlich ganz erstarb.
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