Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
320 Dany hatte sich nun aus Johanns Umklammerung gelöst, ver- suchte den Kampf mit dem Schwert zu entscheiden, doch sein Gegner war mehr als ebenbürtig. Dany blutete aus einem Dut- zend Wunden, schrie um Hilfe, schrie um sein Leben, und sah Gottliebs Kurzschwert auf den Hals des Feindes niederfahren. Mit einem letzten Hieb, nun ohne Helm, war Johanns Haupt zertrümmert. Das war das Signal für die überlebenden Habsburger. „Zurück ins Ritterholz! Der König ist gefallen, zurück ins Ritterholz!“ So schnell die Füsse sie tragen konnten, die schweren Rüstungen von sich werfend, stieben die übrig gebliebenen eintausend- sechshundert Ritter und Söldner auseinander und hetzten in heilloser Flucht davon. Dany legte sich auf den Rücken, ohnmächtig, nur ein paar Au- genblicke, ein paar Atemzüge lang, bis sein Bewusstsein zurück- kehrte. Er sah Gottliebs Gesicht sich vor die Sonne schieben – und nahm eine Stille wahr, eine Stille, wie er und keiner der an- deren elfhundertdreiundfünfzig überlebenden Eidgenossen, sie jemals wahrgenommen hatte. Minuten vergingen, Minuten hör- barer, greifbarer Stille. Gottlieb sah Ruedi, den Schwyzer, nicht weit von seinem Herrn liegen, den abgebrochenen Schaft des Banners bei seinen Füssen. Das leuchtende Rot des Stoffzipfels in Ruedis Mundwinkel zog ihn an mit seltsamer Kraft. Danys Waffenträger zog an dem roten Tuch, ein Stück und noch ein Stück. Ganz vorsichtig und bedächtig barg er den Stoff aus Ruedis Mund, und hielt schliess- lich die unversehrte Fahne mit dem Schwyzer Kreuz in Händen. „Wir haben gewonnen!“, stammelte Gottlieb. Zwei Tränen
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTY5NDM=